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Kühnheit und Reife

06.05.17

Aalener Nachrichten

Kühnheit und Reife

Seit 15 Jahren spielt das Ensemble Cuarteto Casals in unveränderter Besetzung: Abel Realp, Vera Martinez Mehner, Arnau Tomàs Realp und Jonathan Brown (von links).

 

Auftakt der Schubertiade mit dem Cuarteto Casals

 

Von Katharina von Gasenapp

 

HOHENEMS - Ein glanzvolles Konzert des spanisch-amerikanischen Cuarteto Casals hat die Schubertiade-Saison eröffnet. Bis Sonntag noch sind Konzerte mit dem jungen Pianisten Aaron Pilsan, seinem Lehrer Lars Vogt an der Seite des britischen Tenors Ian Bostridge, mit dem Takacs-Quartett oder mit dem Südtiroler Bariton Andrè Schuen im Hohenemser Markus-Sittikus-Saal zu erleben. Ab 17. Juni treffen sich die Freunde der hochkarätigen Kammermusik und des Liedgesangs dann wieder in Schwarzenberg im Bregenzerwald.

In diesem Jahr feiert das Cuarteto Casals bereits sein 20-jähriges Bestehen: Seitdem der amerikanische Bratschist Jonathan Brown vor 15 Jahren zum spanischen Ensemble mit der Geigerin Vera Martinez Mehner und den Brüdern Abel (Violine) und Arnau Tomàs Realp (Violoncello) gestoßen ist, musizieren die vier in unveränderter Besetzung. Das bewährt sich in einem warmen Klangbild mit starker Dynamik und in einem risikofreudigen Spiel und drückt sich äußerlich in einer lebhaften Kommunikation aus. Die Geigerin und der Geiger wechseln sich am ersten Pult ab, mit durchaus unterschiedlichem und höchst lebendigem Ergebnis. Derzeit sind die vier mit Mozarts „Jagd-Quartett“ B-Dur KV 458 und dem dritten Quartett von Brahms, das sich nicht nur in der Wahl der Tonart, sondern im ganzen Duktus auf Mozart bezieht, auf Tournee. Das Mittelstück bildete in Hohenems ein kühnes Jugendwerk von Schubert. 

Vom ersten Ton weg bestechen der volle und kernige Ton bei Mozart, der noch durch die für Streichinstrumente so günstige Akustik im Saal befördert wird, und die intensive Gestaltungskraft des Ensembles. 16 Jahre jung und noch Zögling des Stadtkonvikts war Franz Schubert, als er seine frühen Quartette wie das in C-Dur (D 46) niederschrieb. Wie auch die Lieder aus dieser frühen Zeit überrascht es mit seinem Charakter jugendlicher Kühnheit auf dem Weg zum eigenen Ausdruck.

Nach der Pause übernahm Vera Martinez Mehner die Führung in Brahms‘ drittem und letzten Quartett: Rhythmische Spannung und Akzente, große Steigerungswellen, aber auch intime Momente voller Zartheit verdichten sich im romantischen Tonfall. Brahms‘ Liebe zum Lied und zum dichten Satz kommt im Andante in der wunderbar innig aufblühenden Linie der Geigerin zum Tragen. Und der vorher so zurückhaltend wirkende Bratscher darf hier mit aller Wärme und Silbrigkeit seines Tons aufspielen.

 

http://www.schwaebische.de/panorama/kultur_artikel,-Auftakt-der-Schubertiade-mit-dem-Cuarteto-Casals-_arid,10662255.html