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STREICHQUARTETTE D.87 & D.887 PLANUNG DES UNVORHERSEHBAREN

05.10.12

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Das Cuarteto Casals lädt Schuberts Streichquartette mit vibrierender Intensität auf.

Jeder nur halbwegs kundige Fußballfan weiß, dass elf exzellente Einzelspieler noch keine Mannschaft machen. Auf das Zusammenspiel und die Mischung kommt es an. Das gilt in hervorragender Weise auch für das Streichquartett. Ohne Zusammenspiel hängt der virtuoseste Instrumentalist in der Luft. Der sicherste Weg zu einer Interpretation von Schuberts Streichquartetten ist die Selbstbeschränkung, und zwar auf allen Ebenen, nur so wird erlebbar, dass Schuberts Werke noch immer einfach aufregende Musik sein können und weder bieder noch Meier sind.

Mit seiner neuen Einspielung Schubertscher Streichquartette beweist das Cuarteto Casals ein weiteres Mal, dass es zu den spannendsten Quartettformationen unserer Zeit gehört. Mit der Einspielung zweier Streichquartette, zwischen denen zwar ‚nur‘ dreizehn Jahren liegen, bietet die Gegenüberstellung nicht nur einen Einblick in die erstaunliche kompositorische Reife des jungen Schubert, sondern zeigt auch, wie trotz aller zeitlichen Ausdehnung in den späteren Werken die kompositorische Verdichtung zunimmt.

So überlegen suggestiv hört man Franz Schuberts Streichquartett Nr. 10 Es-Dur D 87 nur selten, und so vorbildlich musiziert vielleicht noch seltener. Die tadellose Tongestaltung, der perfekte und homogene Streichquartettklang sowie eine intelligente Stimmführung ergeben eine wahrhaft außergewöhnliche Interpretation voller strahlender Virtuosität und kontrastreicher Dynamik. Das kann gut im 'Adagio' nachvollzogen werden, wo sich vieles aus den rhythmisch interessanten Nebenstimmen ergibt. Dabei resultieren die dramatischen Höhepunkte gleichsam aus dem inneren Sog der Musik.

Die Konzentration, mit der die vier Musiker sich dem ersten Satz des Streichquartetts Nr. 15 G-Dur D 887 nähern, führt in stratosphärische Gipfel lyrischer Intensität und kontrapunktischer Dramatik. Das Intime, Zerbrechliche erfährt im 'Andante un poco moto' eine wunderbare Intensivierung, ohne aber jemals ins Melancholische abzudriften. Was dieser Perspektive aber ebenfalls nicht fehlt, ist das Flackernde, der Mut zu forcierten Kontrasten. Dabei resultierten die dramatischen Höhepunkte gleichsam aus der inneren Triebkraft der Klänge. Auch das Scherzo und das Finale atmen das mystisch Zerrissene dieses letzten Streichquartetts, das wie so viele Werke Schuberts erst posthum veröffentlicht wurde. Fazit: Ein Schubert ohne interpretatorische Kniefälle und weihevolles Weihrauchschwenken, dafür aber mit ergreifender Intensität.

 

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Schubert string quartets d87 & d887