Überragend. Das Cuarteto Casals und Alexander Lonquich
04.12.19
Süddeutsche Zeitung
Von Harald Eggebrecht
Der Leichtigkeit, dem Witz und der klanglichen Delikatesse Joseph Haydns im Quartett Op. 33,2 so zu begegnen, wie es das großartige Cuarteto Casals (Vera Martinez Mehner, Abel Tomás, Violinen; Jonathan Brown, Viola; Arnau Tomás, Violoncello) darbot, hat allein den Besuch im Herkulessaal gelohnt. Die Kommunikation der vier untereinander belegt neben technischer Qualität und Feinabstimmung (Barockbögen) bis in Details der Phrasierung hinein die in mehr als 20 Jahren eingespielte Weltklasse der Formation.
Die Quartette der Komponisten verlangen stets höchste Konzentration, Souveränität und Geistesgegenwart, damit der hochfliegende Anspruch dieser Werke erfüllt werden kann, wie es den Casals- Leuten imponierend gelingt. Als der hochsensible, den Streichern sehr gewogene Pianist Alexander Lonquich dazukam in Wolfgang Amadé Mozarts Klavierquartett KV 478 und nach der Pause in Robert Schumanns Klavierquintett, wurde auch daraus ein Ensemblespiel ersten Ranges, und nicht eine Addition von Streichtrio oder Quartett plus Klavier. Mozart erfand mit dem Quartett gleichsam ein neues Genre, in dem sich konzertanter Stil und Kammermusik untrennbar durchdringen, wie die Musiker bezwingend vorführten. Schumanns Quintett wurde dann zum kammermusikalischen Fest des Aufeinanderhörens, der kontrapunktischen Gegensätze und des instrumentalen Feuers. Den Trauermarsch wird keiner je vergessen. Nach dem furiosen Finale tosender Beifall. Zum Dank der wunderbar durchsichtig gehaltene langsame Satz aus Brahms' f-Moll-Quintett.
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